Archiv 2010

In der Hölle wird gesungen und gefeiert     9.7.10

 

Mehrere hundert Zuhörer genossen am Freitag im schattigen Grün des Höllengartens das traditionelle Abendsingen der Schweinfurter Chöre, veranstaltet von der Sängergruppe Schweinfurt-Stadt. Nachdem sich Publikum und Sängerinnen und Sänger über 20 Jahre in den Wehranlagen und am Sennfelder See getroffen hatten, war man diesmal in die Hölle gekommen. „Die Hölle wird ja oft als Vorgriff aufs Paradies bezeichnet“, scherzte Oberbürgermeister Sebastian Remelé bei seiner Begrüßung. Tatsächlich: Es wurde ein fröhlicher Abend zwischen Volkslied, himmlischen Posaunen und Radlermaß.

Nach einer festlichen Intrada „L'Armament“ von Georg Philipp Telemann des Evangelischen Posaunenchors unter Wolfhart Berger betreten die in schmuckes Rot gewandeten Akteure des Gesangvereins Gemeinde Gartenstadt die Bühne. Was hier aber auch bei allen anderen Chören positiv auffällt, ist der gewisse Ernst und die Begeisterung der Sängerinnen und Sänger für ihren Chorgesang. So war das Konzert der „sangesfreudigen Schweinfurter Leut“ nicht nur ein ungetrübtes Vergnügen für die Zuhörer, sondern zugleich ein wohlklingendes Bekenntnis für diese ganz besondere, Gemeinschaft stiftende Freizeitbeschäftigung. Die Gartenstädter unter der Leitung von Walter Ziegler hatten Melodien zum Verlieben und goldene Evergreens mitgebracht – ein schmissiger Einstieg in das kunterbunte Programm.

Nachwuchsförderung im besten Sinne betreibt Lena Eberhorn mit ihrem Schweinfurter Kinderchor: Nach einem Märchenpotpourri verkünden die mit kleidsamen Jabots herausgeputzten Jüngsten im Rap-Stil: „Liebe ist in dir“. Riesenapplaus und Fotosession der stolzen Eltern.

Die Herren der Sängerfreunde Schweinfurt unter Bernhard Wenzel gefallen mit ausgefeiltem Vortrag in „Musica“ und „Steppenheimat“. Der junge Thalia-Chor unter Monika Oser setzt dazu einen Kontrapunkt: Mit frechen, rhythmusbetonten Arrangements gewinnt der kleine Kammerchor schnell die Herzen der Zuhörer. Flexible Ausgewogenheit der Stimmen lassen die Lieder des Volkschors Schweinfurt unter Adrian Georg Micsa zum Genuss werden, vor allem das schlichte „Anne Marieken“ in einem Satz von Karl Haus.

Ein Hauch von Serenade

Mit einer temperamentvollen Umsetzung des

„Ungarischen Tanzes Nr. 6“ von Johannes Brahms überrascht Bernhard Oberländer mit der Sängerlust Schweinfurt. Aber auch das Scherzlied „Die eitlen Pflanzen“ verrät, dass hier mit Erfolg neue Wege gesucht werden. Stimmgewaltig, mit homogenem Klang dann der Oratorienchor Liederkranz unter Peter Miecke unter anderem mit einem wunderschön vorgetragenen „Du bist die Ruh“ von Friedrich Rückert.

Auch der Kugelfischer Sängerchor kommt in großer Besetzung, hier hat wieder Adrian Georg Micsa die Leitung und sorgt mit seinen treuen FAG-Sängern für dynamisch gestalteten Männer-Chorgesang. Dieser sonore Klang verstärkt sich noch einmal beim Männer-Gemeinschaftschor und seinem „Kein schöner Land“. Am Schluss stimmt der Posaunenchor „Der Mond ist aufgegangen“ an, auch das Publikum singt jetzt mit. Und der besinnliche Text von Matthias Claudius sorgt trotz Festbetriebs für einen Hauch von Serenade